




ORBIS
Das Zeitalter des Barocks schuf mit seinen Erkenntnissen der Kosmologie und Mechanik das Bild des Universums als feingliedriges Uhrwerk. Die Choreografin Paula Rosolen greift dieses barocke Weltverständnis auf, um es unter dem Blickwinkel unseres heutigen Lebensgefühls zu radikalisieren und dekonstruieren. Das rasante Tempo der technologischen Entwicklung sowie der ständigen Flut von Informationen erleben wir als kontinuierliche Beschleunigung des Immergleichen, in dem wir uns zuweilen wie ein Rädchen im Getriebe fühlen. Es bereitet uns Schwindel und zugleich ein Gefühl der Stagnation, wobei wir die Sicherheit über unseren Platz in der Welt zunehmend in Frage stellen.
In einem kontinuierlichen Tanz der Gegensätze verbinden sich in „Orbis“ Geschichte und Zeitgenossenschaft zu einem hypnotischen Kaleidoskop, in dem die Grenzen zwischen Zeitepochen und ihren Stilen verwischen: zwischen Bewegungen nach barocken Bodenmotiven und Tanznotationen, erscheinen Tiere und Maschinen futuristischer Prägung. Gegensätzliche Bilder laufen zusammen in einem sich stetig verändernden kreisförmig zusammenlaufenden System, in dem die kleinste Veränderung zu unvorhersehbaren Ergebnissen führen kann. Im Strudel der Orientierungslosigkeit eröffnet sich so ein neuer Möglichkeitsraum der Zeitlosigkeit und universellen Verbindung mit der Welt, in der sich im Netz der unendlichen Zufälligkeiten der Mensch unaufhörlich weiterentwickelt.
„Alles dreht sich, fließt und schwebt. Vom Barock in eine ungewisse Zukunft. Das Tanzstück »Orbis« von Paula Rosolen wirkt im Kleinen Haus des Stadttheaters wie von der Muse geküsst. Fein, rein und rund. Selten ist eine Tanzpremiere im Kleinen Haus des Stadttheaters von einer derart bezaubernden Symbiose geprägt.”
Manfred Merz, Gießener Allgemeine Zeitung, 19.06.2023

Orbis ist eine Produktion des Stadttheaters Gießen mit Choreografie von Paula Rosolen.
CREDITS:
Choreografie: Paula Rosolen
Musik: Emilian Gatsov
Bühne & Kostüme: Lukas Noll
Dramaturgie: Caroline Rohmer
Choreografische Assistenz & Rehearsal Director: Magdalena Stoyanova
Tanz: Gustavo de Oliveira Leite, Pin-Chen Hsu, Borys Jaźnicki, Rose Marie Lindstrøm, Maja Mirek
Dauer: ca. 70 min, keine Pause
Premiere: Stadttheater Gießen